Krieg überleben

Leitfaden für Vorbereitung und Sicherheit: Der Gedanke an einen Krieg in der eigenen Region löst bei den meisten Menschen Angst und Hilflosigkeit aus. Gleichzeitig zeigen Konflikte in vielen Teilen der Welt, dass bewaffnete Auseinandersetzungen jederzeit entstehen und auch scheinbar stabile Gesellschaften erschüttern können. Eine frühzeitige und sorgfältige Vorbereitung verschafft Ihnen die notwendige Handlungsfähigkeit, um unter extremen Bedingungen nicht nur zu überleben, sondern auch die Lebensqualität Ihrer Familie so weit wie möglich zu erhalten.

Krieg überleben – Leitfaden für Vorbereitung und Sicherheit

 

Grundprinzipien der Vorsorge

Bevor wir in die Details einsteigen, ist es hilfreich, die Grundprinzipien jeder Vorbereitung zu verstehen. Zu den wichtigsten gehört das Prinzip der Redundanz. Das bedeutet, dass Sie für kritische Bedürfnisse immer mindestens eine alternative Lösung einplanen. Fällt Ihre Stromversorgung aus, benötigen Sie eine Ersatzquelle für Licht und Kommunikation. Versagt die städtische Wasserversorgung, müssen Sie mit gelagertem Trinkwasser oder einem Wasserfilter reagieren. Ein zweites Prinzip ist die Einfachheit. Je komplexer ein System, desto anfälliger ist es im Krisenfall. Greifen Sie daher auf robuste, wartungsarme Lösungen zurück. Ein mechanischer Wasserfilter ist im Ernstfall verlässlicher als ein kompliziertes Filtersystem, das Strom benötigt. Schließlich spielt das Prinzip der Rotation eine Rolle. Alle Vorräte sollten regelmäßig verbraucht und erneuert werden, damit sie jederzeit frisch und einsatzbereit bleiben. Wenn Sie diese drei Prinzipien berücksichtigen, legen Sie ein stabiles Fundament für jede weitere Maßnahme.

Vorräte: Wasser und Nahrung

Wasser ist das wichtigste Lebensmittel. Ohne Wasser können Sie nur wenige Tage überleben. Kalkulieren Sie mindestens zwei Liter Trinkwasser pro Person und Tag, wobei in heißen Sommermonaten oder bei hoher körperlicher Belastung drei bis vier Liter realistischer sind. Legen Sie einen Vorrat für mindestens vierzehn Tage an. Befüllen Sie bevorzugt lebensmittelechte Kanister oder Glasballons und lagern Sie das Wasser kühl und dunkel. Prüfen Sie die Behälter halbjährlich auf Dichtigkeit und tauschen Sie das Wasser einmal pro Jahr aus, um die Qualität zu sichern. Ergänzend empfiehlt sich ein tragbarer Keramik- oder Hohlfaserfilter. Mit einem solchen Filter können Sie im Notfall Oberflächenwasser aus Bächen oder Teichen aufbereiten. Achten Sie darauf, auch einfache Wasserdesinfektionstabletten griffbereit zu halten. Sie benötigen kein aufwendiges Labor, um Wasser sicher zu machen, denn die meisten Krankheitserreger lassen sich durch Filtration und chemische Desinfektion zuverlässig entfernen.

EMPFEHLUNGEN***

Nach der Wasserversorgung steht die Ernährung an zweiter Stelle. Ihre Vorräte sollten nahrhaft, abwechslungsreich und ohne Kühlung lange haltbar sein. Bewährt haben sich Konserven, getrocknete Hülsenfrüchte, Reis, Nudeln, Haferflocken, Nüsse und Trockenfrüchte. Konserven bieten den Vorteil, dass sie bereits gar sind und beim Öffnen sofort verzehrt werden können. Reis und getrocknete Bohnen liefern komplexe Kohlenhydrate und Proteine, erfordern aber Kochwasser und Energie. Haferflocken lassen sich notfalls mit kaltem Wasser quellen, was Brennstoff spart. Achten Sie zusätzlich auf Ergänzungsnahrung mit hohem Nährstoffdichte, etwa Multivitaminpräparate oder Proteinpulver. Lagern Sie die Lebensmittel gut verschlossen in einem trockenen, dunklen Raum. Kontrollieren Sie Verfallsdaten zweimal pro Jahr und verbrauchen Sie Ware rechtzeitig, indem Sie sie in Ihren Alltagsplan integrieren. Auf diese Weise rotieren die Bestände automatisch, und Sie vermeiden Verluste.

Medizinische Selbstversorgung und Hygiene

Ein funktionierendes Gesundheitssystem ist eines der ersten Dinge, die in einem Krieg zusammenbrechen können. Stellen Sie daher eine eigene Basisversorgung sicher. Ein umfassendes Erste-Hilfe-Set sollte sterile Wundauflagen, Mullbinden, Fixierbinden, Desinfektionsmittel, Schmerzmittel, Fieberthermometer, Einmalhandschuhe, Pinzetten und Verbandscheren enthalten. Legen Sie einen Vorrat an persönlichen Medikamenten an, der wenigstens drei Monate reicht. Dies gilt vorwiegend für lebenswichtige Präparate gegen Bluthochdruck, Diabetes oder Schilddrüsenerkrankungen. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt über eine Ausnahmeverordnung, damit Sie größere Mengen rechtlich einwandfrei beschaffen können.

Neben Medikamenten spielt Hygiene eine entscheidende Rolle bei der Seuchenprävention. In Konfliktgebieten kommt es häufig zu Ausbrüchen von Durchfallerkrankungen, weil sauberes Wasser und Sanitäranlagen fehlen. Bevorraten Sie daher ausreichend Seife, Desinfektionsgel, Einmaltücher und Müllbeutel. Wenn die Kanalisation ausfällt, kann eine improvisierte Latrine nötig werden. Ein einfacher Eimer mit dicht schließendem Deckel, biologisch abbaubaren Müllbeuteln und etwas Streu aus Katzenstreu oder Sägemehl reduziert Gerüche und hygienische Risiken. Lüften Sie den Raum regelmäßig und entsorgen Sie Abfälle außerhalb von Wohnbereichen. Auch Zahnhygiene dürfen Sie nicht vernachlässigen, denn Zahnprobleme können schnell zu schweren Infektionen führen. Legen Sie Zahnbürsten, Zahnpasta und Zahnseide auf Vorrat.

Schutzräume und stabile Infrastruktur

In vielen europäischen Ländern existieren öffentliche Schutzräume, die jedoch oft stillgelegt wurden. Informieren Sie sich bei Ihrer Kommune über den Zustand dieser Anlagen und deren Zugänglichkeit. Unabhängig davon sollten Sie Ihren eigenen Wohnraum krisentauglich gestalten. Keller- oder Innenräume ohne Fenster bieten den besten Schutz vor Splittern und Druckwellen. Rüsten Sie diese Räume mit massiven Türen oder zusätzlichen Holz- beziehungsweise Stahlplatten aus. Lagern Sie dort Notvorräte, Schlafgelegenheiten und einen einfachen Kamin- oder Gaskocher, der bei ausreichender Belüftung betrieben werden kann. Prüfen Sie Brandschutzmaßnahmen und halten Sie mindestens zwei funktionsfähige Feuerlöscher bereit. Ein Löschspray oder eine Löschdecke kann kleinere Brände eindämmen.

Auch eine autarke Stromversorgung erhöht Ihre Unabhängigkeit. Kleine Solarpaneele mit tragbaren Powerstations sind in den letzten Jahren erschwinglich geworden. Sie versorgen Strom für Licht, Radio, Mobiltelefone und Ladegeräte für wiederaufladbare Batterien. Denken Sie daran, dass Wintermonate weniger Sonnenlicht liefern. Ein kleiner Benzin- oder Dieselgenerator kann eine zusätzliche Rückfallebene schaffen, stößt jedoch Abgase aus und erfordert Treibstofflager. Lagern Sie Treibstoff nur in zugelassenen Behältern außerhalb Ihres Wohnraums und beachten Sie örtliche Vorschriften. Testen Sie den Generator monatlich, um Betriebsbereitschaft sicherzustellen.

Persönliche Sicherheit und Selbstschutz

Ein Krieg führt meist zu instabilen Sicherheitslagen. Plünderungen und Überfälle nehmen oft zu, wenn Polizei und andere Sicherheitsorgane überlastet sind. Sorgen Sie deshalb für Grundkenntnisse im Selbstschutz, ohne dabei in übertriebene Paranoia zu verfallen. Stabile Türen, Fenster mit Rollläden und abschließbare Kellergitter erhöhen die passive Sicherheit. Vermeiden Sie auffällige Zeichen Ihres Vorratsreichtums. Diskretion beugt Neid und Konflikten vor. Sollten Sie rechtlich die Möglichkeit haben, Waffen zu besitzen, erfordert dies eine verantwortungsbewusste Schulung und eine sichere Lagerung, die Kinder nicht gefährdet.

Ferner ist körperliche Fitness ein wesentlicher Teil des Selbstschutzes. Sie benötigen keine Hochleistungssportprogramme, doch regelmäßiges Ausdauer- und Krafttraining verbessert Ihre Widerstandskraft. Einfache Übungen wie Kniebeugen, Liegestütze und Treppensteigen können Sie zu Hause durchführen. Ebenso wichtig ist es, mit Ihrer Nachbarschaft in Kontakt zu bleiben. Eine solidarische Gemeinschaft kann Wachdienste organisieren, Nahrungsmittel tauschen und schnelle Hilfe leisten.

EMPFEHLUNGEN***

Kommunikation in Krisenzeiten

Informationen sind in bewaffneten Konflikten lebenswichtig. Stellen Sie eine redundante Kommunikationsstruktur her. Ein Kurbel- oder Batterieradio erlaubt den Empfang amtlicher Durchsagen, auch wenn das Stromnetz ausfällt. Taschenfunkgeräte, die auf lizenzfreien Frequenzen arbeiten, ermöglichen Gespräche mit Nachbarn über mehrere hundert Meter. Reichweiten von mehreren Kilometern lassen sich mit Amateurfunk erreichen, sofern eine gültige Funklizenz vorliegt. Satellitentelefone überbrücken Ausfälle lokaler Mobilfunknetze, sind jedoch kostenintensiv. Auch papierbasierte Hilfsmittel, etwa Straßenkarten und Notizbücher, ersetzen digitale Systeme, wenn Akkus leer oder Server ausgefallen sind. Bewahren Sie wichtige Telefonnummern, Passwörter und persönliche Dokumente in ausgedruckter Form auf, verschlossen in einer wasserdichten Mappe.

Psychische Resilienz und soziale Unterstützung

Die psychische Belastung in Kriegszeiten ist nicht zu unterschätzen. Ständige Bedrohung, Verlust von Angehörigen und unklare Zukunftsaussichten können zu Angststörungen und Depressionen führen. Eine bewährte Strategie besteht darin, die Kontrolle über den eigenen Tagesablauf zurückzuerlangen. Legen Sie feste Zeiten für Aufstehen, Mahlzeiten und Schlaf fest. Struktur verleiht Sicherheit und reduziert Stress. Informieren Sie sich täglich, aber begrenzen Sie den Nachrichtenkonsum auf verlässliche Quellen, um Panik vor Gerüchten zu vermeiden. Achtsamkeitsübungen, langsames Atmen und kurze Meditationseinheiten helfen, akute Angst zu lindern.

Suchen Sie gezielt soziale Kontakte. Selbst kurze Gespräche können das Gefühl von Einsamkeit mindern. Gemeinsame Tätigkeiten wie Kochen oder Reparaturen stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl. Wenn möglich, teilen Sie Ressourcen gerecht, denn Altruismus verbessert das emotionale Klima. Sollten Sie oder Ihre Angehörigen Anzeichen schwerer psychischer Erkrankungen zeigen, können Sie sich an humanitäre Organisationen wenden, die in Krisenregionen psychologische Notfallhilfe anbieten.

Besondere Bedürfnisse von Kindern, älteren Menschen und Haustieren

Kinder erleben Krieg besonders intensiv. Erklären Sie den Kleinen in ruhigen, verständlichen Worten, was geschieht, ohne grausame Details zu schildern. Betonen Sie, dass Erwachsene alles tun, um sie zu schützen. Geben Sie Kindern altersgerechte Aufgaben, damit sie sich nützlich fühlen. Ein kleines Tagebuch hilft ihnen, Gedanken zu verarbeiten. Bewahren Sie vertraute Spielzeuge auf, denn sie spenden Trost.

Ältere Menschen haben oft eingeschränkte Mobilität oder chronische Krankheiten. Planen Sie daher ausreichend Medikamente, Gehhilfen und Hilfsmittel wie Windeln oder Inkontinenzeinlagen ein. Halten Sie Transportmöglichkeiten bereit, etwa einen stabilen Rollstuhl, falls eine Evakuierung erforderlich wird.

Auch Haustiere benötigen Schutz. Lagern Sie Futter, Wasser und Transportboxen. Kennzeichnen Sie Tiere mit Mikrochip oder Halsband, damit sie nach einer Flucht leichter identifiziert werden können. Informieren Sie sich über Unterkünfte, die Haustiere akzeptieren. So vermeiden Sie, geliebte Tiere zurücklassen zu müssen.

Rechtliche Rahmenbedingungen und ethisches Verhalten

Kriegsrechtliche Bestimmungen können die Bewegungsfreiheit, den Besitz von Waffen oder den Handel mit Gütern einschränken. Informieren Sie sich über lokale Gesetze und halten Sie sich daran, um Strafverfolgung zu vermeiden. Achten Sie bei Selbstverteidigungsmaßnahmen auf Verhältnismäßigkeit. Das humanitäre Völkerrecht schützt Zivilisten und verbietet gezielte Angriffe auf sie. Respektieren Sie dieses Prinzip, auch wenn andere es missachten.

Ethik bleibt selbst im Chaos wichtig. Teilen Sie überschüssige Ressourcen, wann immer es die Sicherheit zulässt. Hilfeleistungen fördern Vertrauen und können Kooperationen anstoßen, die das Überleben aller erleichtern. Vermeiden Sie es, Informationen zu manipulieren oder Panik zu verbreiten, denn Fehlinformationen können tödliche Folgen haben. Bleiben Sie ehrlich, aber vorsichtig in dem, was Sie preisgeben.

EMPFEHLUNGEN***

Finanzielle und organisatorische Vorbereitung

Ein bewaffneter Konflikt führt oft zu Bankenkrisen, Währungsabwertung oder Kapitalverkehrskontrollen. Bewahren Sie deshalb einen Bargeldvorrat in kleinen Scheinen auf, der Ihre Familie für mehrere Wochen versorgt. Legen Sie zusätzlich Edelmetalle in kleiner Stückelung oder stabile Fremdwährungen wie US-Dollar oder Schweizer Franken an, falls die Landeswährung rapide an Wert verliert. Dokumentieren Sie Ihre Versicherungs- und Besitznachweise in digitaler und analoger Form und lagern Sie Kopien außerhalb des Wohnorts, etwa bei vertrauenswürdigen Verwandten.

Schaffen Sie Ordnung im Haushalt, damit Sie im Ernstfall schnell das Nötigste finden. Packen Sie sogenannte Fluchtrucksäcke mit Kleidung, Wasser, Lebensmitteln für drei Tage, wichtigen Dokumenten, einer Taschenlampe und einem kleinen Radio. Bewahren Sie diese Rucksäcke griffbereit auf. Aktualisieren Sie deren Inhalt halbjährlich.

Fazit: Krieg überleben

Ein Krieg ist eine Extremsituation, die gewohnte Sicherheiten erschüttert und grundlegende Strukturen unserer Gesellschaft in Frage stellt. Doch Vorbereitung bedeutet nicht, in Angst zu leben. Vorbereitung ist ein Ausdruck von Verantwortung gegenüber sich selbst und Ihren Liebsten. Wenn Sie Vorräte anlegen, medizinische Ausrüstung bereithalten, Schutzräume identifizieren und Ihre psychische Stärke trainieren, verwandeln Sie Ohnmacht in Handlungsfähigkeit. Halten Sie an Grundwerten fest, bleiben Sie solidarisch und nutzen Sie Ihr Wissen, um anderen zu helfen. So besteht auch in dunklen Zeiten die Chance, Menschlichkeit zu bewahren und gemeinsam eine bessere Zukunft aufzubauen.